Cover Stories...
Die Meinungen darüber, was „Vinyl“ so besonders macht, gehen auseinander. Für die Nostalgiker ist es die Erinnerung an „früher“, für die Puristen der unvergleichliche Klang und für ganz viele andere einfach – das Cover! Gross, bunt, haptisch, einfach toll zum Anschauen. Grund genug, Plattencovern mindestens einen Blog-Beitrag zu widmen. Vielleicht werden es sogar mehrere, wir werden sehen.
Kürzlich fand ich einen Link, in dem zu ein paar berühmten Covern die Story zum Foto erzählt wurde, respektive zu dem Ort, an dem das Foto entstand. Die bekannteste Cover-Location ist sicher die Abbey Road – das Foto der Fab Four auf dem Zebrastreifen findet sich nachgestellt vermutlich in Hunderten von privaten Fotoalben.


Gut, also gingen wir daran, Cover zu sichten. Mit der Mission, Geschichten zu Locations zu finden, schaut man Schallplatten aus völlig anderer Perspektive an; oft hat man eine Platte Dutzende Male in der Hand gehabt und trotzdem nie bemerkt, dass das Cover offenbar an einem besonderen Ort – oder überhaupt an einem „echten Ort“ – entstanden ist.
Pink Floyd hat da einiges zu bieten: Auf „Wish you were here“ von 1975 sind zwei Männer im Anzug zu sehen, die sich die Hand geben. Einer davon brennt. Und was man sich heute kaum mehr vorstellen kann – der brennende Anzug ist nicht digital entstanden! Der Mann, ein Stuntman, brannte wirklich. Ach ja, die Location… in diesem Fall erwartbar: Die Szene spielt auf dem Gelände der Warner Bros. Studios in Kalifornien.
Genauso alles gegeben haben Pink Floyd für das Cover des folgenden Albums „Animals“ von 1977. Hierauf ist bekanntermassen eine Fabrik zu sehen, über der ein grosser aufblasbarer Luftballon in Schweineform schwebt. Die „Fabrik“ ist ein Kraftwerk, die Battersea Power Station in England. Auch hier lehnte die Band es ab, das Motiv durch eine Fotomontage herzustellen: Das Schwein sollte wirklich über dem Kraftwerk schweben. Das tat es auch, aber leider nur kurz. Dann riss es sich los und entschwebte direkt in die Einflugschneise von London Heathrow. Der Flugverkehr wurde teilweise eingestellt und der Künstler Aubrey Powell, der das Schwein fliegen liess, festgenommen. Powell wurde schnell wieder freigelassen, das Schwein auf einer Kuhweide in Südengland gefunden und – man glaubt es kaum – ein weiterer Versuch eines Fotoshootings „Kraftwerk mit Schwein“ gewagt. Nun waren die Lichtverhältnisse aber nicht mehr gut, und so entstand das Cover schliesslich durch…eine Fotomontage.


Von den 70ern in die 80er: 1983 fotografierte Annie Leibowitz Cindy Lauper für ihr Debüt Album „She’s so unusual“. Eigentlich ist Cindy der Star des Fotos. Aber sicherlich sehenswert war auch der Ort, wo sie sich in Pose wirft: Die in den 1920ern eröffnete „World in Wax“ in Coney Island. Passend zum morbiden Charme von Coney Island waren dort unter anderem bekannte Serienmörder in Aktion sowie Neugeborene mit Missbildungen in Wachs verewigt. Wobei von ewig in diesem Fall keine Rede sein kann – das Wachsfigurenkabinett schloss 1984 seine Pforten. Vermutlich für immer
Wir bleiben im Jahrzehnt, aber wechseln nach Europa. Europa? Naja, sagen wir mal fast – es geht in die Schweiz. Wir als Betreiber eines Cafés in Saas-Fee haben natürlich versucht, fündig zu werden bzgl. Plattencovern, auf denen ein Schweizer Ort zu sehen ist. Bewegt man sich jenseits von alpenländischer Volksmusik, ist das aber gar nicht so einfach. Aber doch, „wir“ sind auch in der internationalen Popmusik visuell vertreten, und das gleich mit einem Nationalheiligtum! Richtig, auf Depeche Modes „Construction Time Again“, ebenfalls von 1983, ist das Matterhorn abgebildet. Auf der Frontseite der LP sogar mit charakteristischer Wolkenfahne, ob man sich da wohl vorher informiert hat?


Und natürlich wird man auch bei Queen fündig, immerhin hat Freddy Mercury einige Zeit in Montreux gelebt und gearbeitet. Das ist weithin bekannt. Aber nicht jeder weiss, dass auf dem letzten Album von Queen, kurz vor Mercurys Tod aufgenommen und posthum 1995 veröffentlicht, der Genfersee zu sehen ist. Wenn man an einem klaren Wintermorgen hinter der Statue von Freddy am Seeufer in Montreux mit seiner Kamera Position bezieht, kann man eventuell ein ähnliches Bild wie das auf dem Cover von „Made in Heaven“ aufnehmen. Das ist vermutlich weniger lustig als über den Zebrastreifen in der Abbey Road zu schreiten, aber ganz bestimmt stimmungsvoller.